Was immer hinter uns liegt und wie steinig der Weg vor uns auch erscheint, es ist nie zu spät, um der Liebe eine zweite Chance zu geben.
Eine Hochzeit mitten im Karneval von Venedig – Romantik pur.
Der Job als Trauzeugin erweist sich jedoch als äußerst anstrengend. Ausgerechnet Fabrizio, der Mann, der Isabella vor Jahren das Herz gebrochen hat, soll bei den Hochzeitsvorbereitungen ihrer besten Freundin helfen.
Noch immer versprüht er seinen Charme wie Casanova persönlich. Die Funken fliegen nur so, und Fabrizio wirbelt Isabellas Gefühlswelt erneut heftig durcheinander.
Als dann auch noch die Hochzeitslocation wortwörtlich ins Wasser fällt, ist das Chaos perfekt. Es gibt nur eine Rettung: der prächtige Palazzo von Fabrizios seltsamer Tante Donna, die auf einer zauberhaften Insel inmitten der Lagunen lebt.
Isabella versucht alles, damit die verschrobene alte Dame in ihren Plan für die Hochzeitsfeier einwilligt. Dabei stößt sie auf ein verborgenes Familiendrama, welches sie mehr mit ihrer eigenen schmerzlichen Vergangenheit konfrontiert, als ihr lieb ist. Wird sie den Mut finden, alles hinter sich zu lassen und ihrem Herzen zu folgen?
Was hat mich bewegt, diesen Roman zu schreiben?
Bereits bei meinem ersten Besuch habe ich mich in Venedig verliebt, obwohl ich damals noch ein Kind war. Diese Stadt, mitten in der Lagune, hat seinen besonderen, einzigartigen Charme. Nirgendwo auf der Welt gibt es einen vergleichbaren Ort. Die Atmosphäre, die Menschen, die vielen Brücken über den Kanälen und die Paläste verzaubern Jahr für Jahr tausende von Menschen. Unzählige Eheversprechen wurden bereits in der Stadt der Liebe geschlossen, während sie nach und nach zu versinken droht. Zu viele äußere Einflüsse führen leider dazu, das es Venedig vielleicht eines Tages nicht mehr geben wird. Mein Traum ist es schon lange, einmal den Karneval dort zu erleben. Der Wunsch, selbst ein barockes Kleid zu tragen und in einem der alten Paläste zu tanzen, ist noch immer fest in mir verankert. Das ist vielleicht auch der Grund, warum dieses Fest eine Rolle in meinem Roman spielt. Nicht nur Venedig selbst, sondern ebenso die vielen vorgelagerten Inseln gehören für mich einfach zu den schönsten Plätzen der Welt.
Nun aber zu dem eigentlichen Thema, um das es in meiner Geschichte geht. Wusstest du, das jede sechste Frau in den ersten drei Monaten ihrer Schwangerschaft eine Fehlgeburt erleidet? Und auch später kommt es immer wieder vor, das ein Kind noch im Mutterleib verstirbt. Sehr oft wird die Trauer dieser Frauen nicht ernst genommen. Gut gemeinten Sprüchen wie: „Wer weiß, wofür es gut war“ oder „Du kannst noch so viele Kinder bekommen“, trösten leider nicht. Die wenigsten können nachvollziehen, wie schlimm der Schmerz einer Mutter ist, wenn sie ihr Kind verliert. Bis zum Jahr 2013 wurden Kinder unter 500 Gramm Gewicht in Deutschland nicht als Mensch gezählt, somit auch nicht ins Geburtenregister aufgenommen. Das änderte sich, nachdem ein Ehepaar dagegen gerichtlich vorging und somit eine Gesetzesänderung bewirken konnte. Seitdem ist es möglich, den sogenannten Sternenkindern einen Namen zu geben, sie ins Stammbuch aufnehmen zu lassen und eine Beerdigung zu ermöglichen. Dies war der erste Schritt, um es Eltern zu ermöglichen, den Tod ihres Kindes zu verarbeiten.
Es gibt einige Möglichkeiten, sich in Ruhe zu verabschieden und Erinnerungen mit sich zu nehmen.
- Das Ultraschallbild aufbewahren
- Dem Kind einen Namen geben
- Sich Zeit für den Abschied nehmen
- Mittlerweile gibt es sehr viele feinfühlige Fotografen, die zur Erinnerung Fotos oder Videos aufnehmen.
- Fuß- und Handabdruck machen
- Haarlocke und Namensbändchen aufbewahren
- Den Geburtstag im Kalender eintragen.
- Eine Kerze basteln und diese zu jedem Geburtstag anzünden.
- Die Plazenta vergraben und einen Baum darauf pflanzen.
Hebammen sowie Krankenhäuser unterstützen und sind mittlerweile gut informiert über Hilfsangebote regional oder lokal. Es gibt auch bundesweite Organisationen, die sich unter anderem diesem Thema widmen, wie zum Beispiel:
*http://initiative-regenbogen.de/ueber-unsere-initiative.html
*https://www.telefonseelsorge.de/vor-ort/
Nachdem ich mich für dieses Tabuthema entschieden hatte, ahnte ich nicht, wie viele Frauen allein in meinem näheren Umfeld, dieses schwere Schicksal erleiden mussten. Ich war erschüttert, doch gleichzeitig bestärkte es mich, dieses Thema unbedingt in meinem neuen Roman aufzugreifen, damit es kein Tabuthema mehr bleibt und darüber gesprochen wird.
Leseprobe:
*Als wir auf der vier Kilometer langen Brücke fuhren, die uns über die Lagunen nach Venedig brachte, klopfte mein Herz ein wenig schneller. Die unzähligen Wasserwege und liebevoll verzierten Gondeln, dazu die Gondolieri, die die Touristen durch die engen Kanäle manövrierten. Zahllose Brücken aus Stein, Holz oder Eisen führten über das Wasser, daher wurde sie manchmal auch die Stadt der tausend Brücken genannt. Dann die wundervoll gestalteten alten Gebäude in leuchtenden Ocker und Gelbtönen sowie die kleinen Gassen mit ihren Geschäften und Lokalen. Venedig war einzigartig, der Flair dieser Hafenstadt hatte diese besondere magische Wirkung auf mich. Jetzt konnte ich es kaum abwarten, durch die Stadt zu laufen und den Tauben auf der Piazza San Marco zuzusehen. Sanft ließ ich meine Blicke über die Lagunen wandern, in denen die Schiffe ihre Bahnen zogen.
Ein kühler Windzug erfasste mich. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, während der Schrei einer Möwe zu uns herüberdrang. Über den Kanälen lag so dichter Nebel, dass die Häuser und Schiffe gespenstisch wie aus dem Nichts hervortraten, während der tuckernde Motor des Bootes uns über das Wasser ins Zentrum brachte. Ich sagte kein Wort, sondern ließ mich einfach von dem Zauber dieser Stadt gefangen nehmen.
*»Buona sera, Bella, du siehst wunderschön aus, ich freue mich, dich wiederzusehen.«
Oh Gott, meine Knie wurden weich. Warum nur hatte Fabrizio nach all den Jahren noch immer diese Wirkung auf mich? Ich müsste ihn dafür hassen, dass er sich damals nicht mehr gemeldet hatte, doch stattdessen drehten meine Hormone völlig durch.
Nachdem ich einen Schluck von dem herrlich trockenen Wein genommen hatte, begegnete ich kurz seinem Blick. Ich erkannte dieses lodernde Feuer in seinen Augen, so wie damals. Verdammt, nur nicht an seine Küsse und Berührungen denken. Einem jungen Mädchen das Herz zu brechen, indem man sich einfach nicht mehr meldet, war keine schöne Art gewesen. Zumindest hätte er es erklären können. Und jetzt, acht Jahre später, saß er direkt neben mir, und mein Herz flatterte genauso wie früher. Das konnte ja heiter werden.
*»Aufgeregt?«
Ich schüttelte den Kopf. Was für eine Frage, warum sollte ich aufgeregt sein? Doch im gleichen Augenblick erfasste mich ein Kribbeln in der Magengegend. Was war denn jetzt nur los mit mir? Es ging ja schließlich nicht darum, mich als seine neue Freundin vorzustellen, sondern einzig und allein um die Hochzeit unserer besten Freunde. Ich würde alles dafür geben, um Fabrizios Tante zu überzeugen. Ich atmete tief ein, setzte mein schönstes Lächeln auf und straffte die Schultern, als ich Schritte hörte. Fabrizio nickte und grinste übers ganze Gesicht. Ich erinnerte mich daran, dass er meinte, seine Tante wäre etwas speziell. Nun, wie auch immer, ich würde es gleich erfahren.
*Augenblicklich hatte sich meine Ehrfurcht in Wut verwandelt, und bevor Fabrizio die Situation retten konnte, war es bereits zu spät. Schnaubend stemmte ich die Hände in die Hüften.
»Signora Donna, es ist mir neu, dass man hier in Venedig zur Begrüßung so unfreundlich behandelt wird, ich kenne das eigentlich anders, aber sei es drum. Ja, Fabrizio war damals derjenige, der mich verlassen hat, und nicht nur das, er erklärt mir bis heute nicht, warum er sich damals von heute auf morgen nicht mehr gemeldet hat. Doch darum geht es hier nicht.« Ich hob die Hand, damit sie mich nicht am Weitersprechen hinderte. »Wir sind hier, um Sie zu bitten, Ihren Palazzo in der Altstadt für die Hochzeit unserer besten Freunde zur Verfügung zu stellen. Durch die Überschwemmung ist der alte Festsaal nicht nutzbar, und die Trauung findet bereits in zwei Wochen statt. Fabrizio hatte die Idee, ich könnte Sie vielleicht dazu bewegen, den Palazzo dafür herzugeben. Ich kann Ihnen nicht sagen, warum er das meint, aber das ist die Wahrheit.«
Fabrizios Tante verformte ihre Augen zu kleinen Schlitzen. Mein Mund war trocken und mein Puls raste. Tante Donna hob erneut eine Augenbraue empor, verzog ihren Mund zu einem Lächeln und klatschte in die Hände. »Bellissima, Isabella, Sie beeindrucken mich, wer hätte das gedacht. Ihr Italienisch ist für eine Deutsche erstaunlich gut.«
*Ich folgte Mizio an die Reling und zog die Decke enger um mich. Die Luft roch nach Meer und gleichzeitig nach Erde. Es war dieser typische Lagunengeruch. Ein paar Kormorane flogen gerade vor uns im Schein der untergehenden Sonne und landeten auf einer der kleinen Inseln, deren Salzwiesen für die Vögel sehr nährstoffreich waren. »Sieh nur! Das Licht über der Lagune ist wirklich einzigartig. Manchmal fahre ich abends raus, um nur diesen magischen Moment zu erleben. Dann wird mir wieder bewusst, wie wundervoll das Leben ist – und wie leer ohne dich.«
Der Versuch, meine Gefühle nicht zu beachten, scheiterte kläglich. Aber anstatt diesen Moment zu nutzen, um die Steine, die zwischen uns lagen, aus dem Weg zu räumen, standen wir einfach nur da und beobachteten wortlos, wie die Sonne am Horizont verschwand.
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